Erstmals mit dabei bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2020: Der Klettersport. Doch wie funktioniert das? Welche der vielen Disziplinen im Klettersport werden dort ausgetragen? Wie funktioniert das System und wer gewinnt? 

Lead, Speed und Bouldern - die Kombi machts

Das Olympiafieber hat auch den Klettersport gepackt. Kein Wunder, dass es auch im deutschen Wettkampfklettern das neue Format gibt: Die Deutsche Meisterschaft Olympic Combined (DMOC). In unserem Kletterzentrum könnt ihr alle drei Disziplinen ausüben. 

 

MKO Olympic Combined Augsburg Quaification Bouldern 049 Johanna Holfeld 2018 Copyright Marco Kost HR

Bouldern

Beim Wettkampf gilt: Die Athleten haben 4 Minuten Zeit, einen vorgegebenen Boulder an einer bis zu 4,5 Meter hohen Wand zu schaffen. Gestartet wird dabei mit Händen und Füßen an den Griffen, die mit vier Tapestreifen als "Start" markiert sind. Auf dem Weg zum "Top", dem letzten Griff, kommen die Boulderer an der "Zone" vorbei. Sie entscheidet im Zweifelsfall zwischen den Plätzen. Wurde der Topgriff 3 Sekunden kontrolliert mit beiden Händen gehalten, zählt der Boulder als geschafft.

Es gewinnt, wer die meisten Boulder mit den wenigsten Versuchen geschafft hat. Als zweites Kriterium zählt die Anzahl an Versuchen, die man gebraucht hat um den Boulder zu schaffen, danach die Anzahl der Zonen. Auch hier gilt als nächsten Kriterium wieder: Gibt es dort zwei gleichplatzierte, zählt die Anzahl der benötigten Versuche, um die Zone zu erreichen.

 

 

Lead

Das Sportklettern - oder im Wettkampf Leadklettern genannt - ist die Disziplin, in der schon am längsten Wettkämpfe stattfinden. Geklettert wird mit Seil gesichert an 15-20 Meter hohen Kunstwänden, wobei Kraft, Technik, Taktik, Ausdauer und Psyche wichtige Faktoren sind.

Der erste Platz geht hier an diejenige Person, die in einem Zeitfenster von sechs Minuten am weitesten nach oben kommt - optimalerweise bis zum Top. Dabei müssen die Sicherungen im Vorstieg selbst eingehängt werden. Stürzt ein Kletterer, so zählt der bis dahin erreichte Griff.

Sollten zwei Kletterer den gleichen Griff erreicht haben, so gewinnt derjenige das Duell, der in der voherigen Runde (also bei einem Finale in der Halbfinalrunde) höherplatziert war. Es kann jedoch auch sein, dass diese Kletterer auch im Halbfinale gleichplatziert waren - dann gewinnt derjenige, der in kürzerer Zeit die entsprechende Höhe erreicht hat. 

18 0715 JKlatt 1385

 

  18 0715 JKlatt 0390

Speed

Das Speedklettern ist die im Breitensport wohl unverbreitetste Disziplin. Wie der Name schon sagt , hier geht es um Schnelligkeit.

An einer 15 Meter hohen, standardisierten Speedwand kämpfen sich die Kletterer im K.O.-Verfahren so schnell wie möglich nach oben. Das heißt: Die Wand hat immer die gleiche Neigung, die Griffe immer die gleiche Form, sie sind immer an der gleichen Stelle. Die Route ist überall auf der Welt zu finden. Gesichert wird der Kletterer inzwischen mit einem Sicherungsautomaten. 

Nach einer Qualifikationsrunde treten die aufeinanderfolgenden Plätze 1:1 nebeneinander an. Der Start wird durch einen Signalton bekanntgegeben, die Zeit wird mit einer speziell entwickelten Messanlage gemessen. Sobald der Kletterer oben an einem Touchpad anschlägt, wird die Zeit gestoppt. Wer schneller ist, kommt in die Runde. Wie bei einer Fußball-Weltmeisterschaft findet ein Achtel-, ein Viertel-,.... und schließlich das große und kleine Finale statt, in denen die ersten 4 Plätze ausgefochten werden.

 

Das Olympische Format

Im Olympischen Format finden all diese Disziplinen an einem Tag statt. Erst Speed, dann Bouldern und als letztes Lead.  

Nach einer Qualifikation kommen die sechs besten Athleten jeder Kategorie (Herren, Damen) in das Finale. 

Die Punktevergabe funktioniert wie folgt

Am Ende der Qualifikationen werden die jeweiligen Platzierungen eines Athleten in den drei Disziplinen multipliziert. 

Als Beispiel: Jan Hojer schaffte es im letzten Jahr bei der DMOC im Speed auf den 2. Platz, im Bouldern auf den 1. Platz und im Lead auf den 2.Platz. 
Seine Olympic Combined Punktezahl ist somit 2 x 1 x 2 = 4 Punkte. 

Sein Kontrahent Yannik Flohé gewann im Speed, erreichte beim Bouldern den 2. Platz, kletterte im Lead auf den 3. Platz.
Somit stellt sich seine Punktzahl so zusammen: 1 x 2 x 3 = 6 Punkte. 

Jan konnte sich also gegen Yannik durchsetzen und ist somit der erste Sieger eines deutschen Wettkampfes im Olympic Combined Format. 

MKO Olympic Combined 2018 190 Podium Herren Copyright Marco Kost

Format auf Probe

Ob das Format sich durchsetzen wird, wird sich in Tokyo zeigen. Bis dahin trainiert die deutsche Spitze weiterhin fleißig - und zeigt am 21. und 22. September bei uns im Kletterzentrum, wie das neue Format geht.